Gießener Anzeiger vom 8. Januar 2011

Mit kostengünstigem Roboter auf der Flucht

Studierende der JLU spielen englische Komödie "Comic Potential" von Alan Ayckbourn - Sieben Aufführungen im Januar

GIESSEN (V). Wie sieht wohl das Film-Set der Zukunft aus: Werden Roboter die Aufgaben der Schauspieler übernehmen? Wie sich diese Vision gestalten könnte, erfahren die Zuschauer im englischen Theaterstück „Comic Potential“, das Studierende der Justus-Liebig-Universität (JLU) unter Leitung von Theaterwissenschaftlerin Elisabeth Sommerhoff im Rahmen des Projekts „Producing a Play“ vorführen werden, teilt die Uni mit.
Alan Ayckbourns Komödie „Comic Potential“ spielt in nicht allzu ferner Zukunft. Schauplatz ist ein Aufnahmestudio, in dem eine Daily Soap gedreht wird. Schauspieler werden für solche TV-Produktionen inzwischen durch kostengünstigere Roboter ersetzt. Diese Actoids funktionieren allerdings nicht immer einwandfrei und so löst der Programmierfehler eines Roboters heilloses Chaos am Set aus. Der junge Autor Adam Trainsmith ist fasziniert von der Darstellerin JC-F 31333 und beschließt, eine Komödie mit ihr in der Hauptrolle zu schreiben. Er kann den Regisseur der Soap, ehemals für qualitativ hochwertige Filme bekannt, überzeugen, die Regie für dieses Projekt zu übernehmen. Die Arbeiten an Adams Film nehmen konkrete Formen an. Der Versuch die Geschäftsführung für sich zu gewinnen, um grünes Licht für die Produktion zu bekommen, scheitert allerdings und endet schließlich im Fiasko. Das Studio soll geschlossen werden und die immer unberechenbarere Maschine JC-F 31333 - von Adam liebevoll Jacie genannt - soll eingeschmolzen werden. Aus anfänglicher, gegenseitiger Faszination hat sich inzwischen mehr entwickelt, und so beschließen Adam und Jacie ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ihre Flucht in die Realität bringt allerdings ungeahnte Probleme mit sich, und als schließlich auch noch die Presse auf das frisch verliebte Pärchen gehetzt wird, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Sir Alan Ayckbourn, der als einer der wenigen Theaterschriftsteller von der Queen geadelt wurde, hat schon mehr als 70 Theaterstücke verfasst. „Comic Potential” wurde 1998 in Scarborough am Stephen Joseph Theatre uraufgeführt.
Während ihrer Zeit an der University of Birmingham inszenierte Sommerhoff mit britischen Studierenden jedes Jahr ein „German Play“. Dadurch verbesserte sich das mündliche Deutsch der Studierenden, da bei Proben und Schauspieltraining hauptsächlich Deutsch gesprochen wurde. Einen Text auf der Bühne real zum Leben zu erwecken, verhalf ihnen darüber hinaus zu einem mehrdimensionalen Zugang zu literarischen Texten. Diese Erfahrungen wollte Sommerhoff auch ihren Studierenden in Gießen ermöglichen. So entwarf sie für den Bereich der Außerfachlichen Kompetenzen das Modul „Producing a Play“. Der künstlerische Prozess der Erarbeitung eines englischsprachigen Theaterstücks steht im Mittelpunkt, die Mitwirkenden verbessern aber auch ihr mündliches Englisch, da bei Proben und kreativen Treffen Englisch gesprochen wird, heißt es weiter.
Eine erfolgreiche Einbindung in das Kulturprogramm der Stadt Gießen erfahre „Producing a Play“ durch die öffentlichen Aufführungen, die in Koproduktion mit dem englischsprachigen Keller-Theatre bereits in den vergangenen zwei Jahren stattfanden. Nun startet „Producing a Play“ zum dritten Mal. „Comic Potential“ wird an sieben Terminen (Freitag, 14., Samstag, 15., Donnerstag, 20., Freitag, 21., Samstag, 22., Freitag, 28. und Samstag, 29. Januar, jeweils um 19.30 Uhr - Einlass um 19 Uhr) im Margarete-Bieber-Saal in der Ludwigstraße 34 gespielt.
Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt fünf Euro. Tickets sind beim Dürerhaus Kühn (Telefon: 0641/35608, E-Mail: info@duererhaus-kuehn.de) erhältlich. Restkarten werden an der Abendkasse verkauft.