Gießener Anzeiger vom 1. Dezember 2010

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Szene aus „A Christmas Carol“ im Keller Theatre mit Oliver Vogelbusch (mit Mütze) als Scrooge. Foto: Schultz

Als Geizhals Scrooge schießt Oliver Vogelbusch den Vogel ab

Englischsprachiges Theater führt "A Christmas Carol" auf - Alles ausverkauft

Von Heiner Schultz
Passend zur Jahreszeit bringt das Gießener Keller Theatre Doris Baizleys „A Christmas Carol“ auf die Bühne. Basierend auf dem Klassiker von Charles Dickens findet da eine konzentrierte und angenehm flüssige Geschichte mit farbigen Figuren statt. In der sehr präzisen Inszenierung von Martin P. Koob wird intensiv, hochmotiviert und quicklebendig gespielt, was durchgehend Spaß macht.
Keine Maus hätte bei der ausverkauften Premiere mehr in die Kleine Bühne Gießen reingepasst. Das Interesse war groß, auch weil viele der etwa 20 Darsteller zum ersten Mal überhaupt auf der Bühne stehen und von Freunden und Verwandten begutachtet werden.
Das Keller Theatre hat, auch durch die Kooperation mit der Universität, einen großen Zustrom an studentischen Talenten zu verzeichnen. Bestes Beispiel ist Hauptdarsteller Oliver Vogelbusch, der in seiner ersten Rolle eine tadellose Leistung bringt. Er gibt den alten Mistkerl, der sich zum Menschenfreund wandelt, so glaubwürdig und flüssig, dass kein Wunsch offen bleibt.
In der Mischung aus neuen Talenten und zahlreichen bewährten Kräften ergibt sich eine Dichte des Spiels, die den Betrachter mitzieht und manchmal sogar fesselt. Das liegt zum einen am unübersehbaren Talent der Spieler. Sie sind sprachlich und spielerisch von sehr kompetenten Kräften vorbereitet und angeleitet, so dass Koobs Inszenierung mit einer Vielzahl von lebendigen, gut gelaunten und vor allem nicht über die Maßen aufgeregten Darstellern arbeiten kann. Die Story konzentriert sich auf die saftigsten Teile, und die Heimsuchung des Scrooge durch die Geister von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist wunderbar rund gelungen, bringt scheinbar mühelos die Dinge auf den Punkt und die Figur zu herausragender Prägnanz.
Auffallend begabte neue Kräfte wie etwa Carol Stanley fügen attraktive Momente hinzu, genau wie erfahrene Darstellerinnen wie Sophie Härtel, Nicole Lüttich und andere das dramaturgische Gefüge sichtlich stärken. Auch die Gruppenszenen machen in ihrer heiteren Präzision großen Spaß. Insgesamt heiteres, sehr rundes Amateurtheater, das in dieser Produktion zur Oberklasse zählt. Die weiteren Aufführungen am, 3., 4., 10. und 11. Dezember sind sämtlich ausverkauft.