Gießener Allgemeine vom 3. Dezember 2008

Komödie über typische Frauenthemen

Wüsste man es nicht besser, die Vermutung läge gewiss nahe, hier sei vielleicht eine Party von Hugh Hefner im Gange. Alkoholisches macht jedenfalls die Runde, und ein Päckchen Kokain wedelt vor den Augen des Publikums.

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Szene mit Vicky Pelka (Frances), Sophie Härtel (Trisha), Doreth Vogel (Georgeanne), Johanna Evers (Meredith) und Barbara Lau (Mindy); v. l. (Foto: vh)

GIESSEN (vh). Doch in Wirklichkeit sind die fünf jungen Damen in kaminroten Kleidern mit weißer Haarschleife keine leichten Playmates. Ganz im Gegenteil: sie haben von Party, genauer gesagt protzig teurer Hochzeit, die Schnauze voll. Eigentlich sollten Frances, Mindy, Georgeanne, Meredith (jüngere Schwester der Braut) und Trisha auf dieser speziellen Party mit den sündhaft teuren Brautkleidern als Brautjungfern fungieren. Doch fühlen sich die »Mädels« tatsächlich fehl am Platze. Inbesondere Frances (Standardsatz: »I'm a Christian«) scheint für das Playgirl nun völlig deplatziert.
Daher boykottieren die Fünf vorläufig ihren Hochzeitsauftritt und bevorzugen Merediths Schlafzimmer im Obergeschoss einer alten Villa - dem Brauthaus. Solche Szenerie wartet auf die Zuschauer im Margarete-Bieber-Saal (Ludwigstraße gegenüber Uni-Hauptgebäude), wenn das englischsprachige Kellertheatre seine neue Produktion »Five Women wearing the same Dress« hier auf die Bühne bringt, eine vergnügliche Komödie über typische Frauenthemen. Eben genau das, was man immer schon mal wissen wollte. Drehbuchautor Alan Ball, der mit »American Beauty« in Amerika einen Oscar und vorübergehend auch in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erreichte, lieferte den Stoff. Übrigens gibt es die Geschichte von Ball als Buchautor unter gleichem Titel als Taschenausgabe.
Ähnlich der im Erfolgskinofilm tradierten Befindlichkeit stehen auch in der Bühnenkomödie existenzielle Lebenssituationen auf dem Tableau. Wo Ball draufsteht, ist für gewöhnlich die Rede von Sexualität - aber vor allem gleichgeschlechtlicher - drin. Im konkreten Fall vertritt die lesbische Mindy den Aspekt. Im Handlungsverlauf werden mehr oder weniger überraschende Wahrheiten zutage gefördert. Seltsam: über allem schwebt allgegenwärtig der Geist eines gewissen Tommy Valentine. Inhaltlich will der Autor in der Tat das sexuell motivierte Übergreifen des Mannes auf bereitwillige Frauen durchaus anprangern. In der Opferrolle steht Meredith.
Kellertheater-Regisseur Martin P. Koob arbeitet ausschließlich mit Debüt-Darstellern auf dieser Bühne. Vicky Pelka (Frances) und Johanna Evers (Meredith) sind angehende Abiturientinnen der Herderschule mit Leistungskurs Englisch, Sophie Härtel gibt die Trisha, Doreth Vogel die Georgeanne, und Barbara Lau verkörpert Mindy. Als Ausgleich für den männlichen Egotrip hat Ball für die Schlussszene den Galan Tripp (Kevin Keanan Jeddoubi) parat. Vom Debütieren merkt das Publikum so gut wie nichts. Wer den amerikanischen Humor und das gesellschaftliche Infragestellen liebt, kann auf seine Kosten kommen.
Aufführungstermine: 5., 6., 12., 13. Dezember, jeweils 19.30 Uhr, Margarete-Bieber-Saal. vh