Gießener Anzeiger vom 3. Dezember 2008
Junge Talente drängen selbstbewusst nach vorne
Frech, pointenstark und auf gutem sprachlichen Niveau: "Five women" im English Theatre
GIESSEN (hsc). Als eine Glücksfall par excellence entpuppte sich die neue Produktion des English Theatre einerseits. Allan Balls Komödie "Five women wearing the same dress" in der Regie von Martin P. Koob gab zudem nicht nur einer Truppe von Bühnenneulingen die Chance, sich zu bewähren, sondern bewies, dass sich hier ein wahrer Talentpool aufgetan hat. Die jungen Darsteller lieferten eine Glanzleistung nach der anderen ab und rissen das Publikum restlos hin. Das ganze Ensemble hat noch nie die berühmten Bretter unter den Füßen gehabt, doch offensichtlich hatten die nur auf sie gewartet. Schon in den ersten Minuten zischt die situationskomödiantische Story tadellos ab, in der sich fünf Brautjungfern vom Hochzeitsgetümmel entfernen und Tacheles reden. Das liegt zum einen an der trefflichen Besetzung: Vicky Pelka Frances) ist eine religiös nachhaltig formatierte Gläubige, Johanna Evers Meredith) gibt eine junge Wilde, dass die Wände wackeln, und Sophie Härtel (Trisha), bringt mit authentischem britischem Akzent Abgeklärtheit und Zynismus in die Sache. Das macht vom ersten Moment Laune, weil die Truppe einerseits sprachlich ganz sicher ist und daher nicht in Versuchung kommt, schneller zu sprechen als sie können. Das gilt auch für Doreth Vogel (Georgeanne) und Barbara Lau (Mindy), die das heitere Panorama als weitere lebendige Figuren verlustfrei verbreitern. Und schließlich macht Keanan Jeddoubi als Tripp eine gute Figur. Wie er den schönen, aber bescheidenen und tiefer gehenden Typ spielt, kann man nur als überzeugend bezeichnen.
Die Inszenierung schafft viele interessante Bilder und mit schlichten Requisiten (einem Gemüseteller etwa) komische Akzente und physische Momente. So rollt die mit frechen und freizügigen Sprüchen gespickte Story mehr als flott dahin, und man kann sich immer wieder an sehr gut abgelieferten Pointen und daran erfreuen, dass man glatt vergisst, dass man im Theater ist. Die überwiegend auf muttersprachlichem Niveau liegende Sprechleistung lässt zudem die Finessen der Dialoge wohltuend hervortreten, die spielerische Unbefangenheit der Akteure trägt ebenfalls dazu bei - eine große Leistung. Am schönsten ist aber der klare Eindruck, dass diese jungen Frauen sichtlich Spaß daran haben, was sie tun, und das ist richtig ansteckend. Außerdem leitet das Stück nach der Befreiung von der offiziellen Prüderie der US-Army eine Ära liberaler Inhalte ein, das spürt man. Riesenbeifall.
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Weitere Vorstellungen am 5., 6., 12. und 13. Dezember um 19 Uhr 30 im Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34. Reservierungen unter Telefon 06403-979 4090.
www.keller-theatre.de