Gießener Anzeiger vom 2. Juni 2008

GIESSEN (hsc). Einen vollen Erfolg konnte das English Theatre Giessen am Freitag mit seiner neuen Produktion verbuchen. Jean McConnells "Deckchairs 4" und als Zugabe Juliane Homokays "Wedding Story" überzeugten das Haus mit reifen Leistungen der hochmotiviert aufspielenden Darsteller. Als trefflicher Spielort erwies sich die "Kleine Bühne Gießen" in der Bleichstraße.
Dort residiert seit einiger das Tinko-Theater, das seine Räume für Kleinkunstveranstaltungen, aber auch dem ehemaligen Keller Theatre zur Verfügung stellt. Die sparsam ausgestatteten Einakter in "Deckchairs" eignen sich da gut. Das Wesentliche kommt schon zu Beginn tadellos rüber, wenn die Routiniers Alye Inceöz und Rosemary Bocks in und als "Grannies" aufeinander treffen und sich beim Kinderhüten schnell düstere Misstöne einstellen.
Schon dramatischer geht es zu, wenn Julie Ann Pownall und Larry Henry als Gartenfreunde ihre Interessen aneinander reiben. Pownall lässt den Gasfuß einfach unten - was meistens sehr witzig ist -, während Henry (ein Naturtalent, das erstmals in diesem Ensemble agiert) für etwas subtilere Momente zuständig ist. Gemeinsam sind sie sehr unterhaltsam, vor allem weil die zwei Muttersprachler Pointen intuitiv setzen und ihre Figuren gut gegeneinander profilieren können - ein großer Spaß.
Erfreulich glaubhaft tritt George Rueckert als Onkel Don erstmals in Erscheinung, der Nichte Annie die Freuden des Freiluft-Shakespeare näher bringen will. Caren Balsers nervigem Teenager Annie fehlt jeder Sinn für Kultur, was die Sache auch schließlich scheitern lässt. Der energiegeladene Rueckert überpaced zuweilen etwas, während Balsers Textsicherheit ein wenig zu wünschen übrig lässt. Spaß machen die witzigen Dialoge der "Outdoor Pleasures" dennoch.
Zum Schluss setzt es noch die kleine "Wedding Story", in der Bock als Erzählerin zu großer Form aufläuft und Pownall und Henry als voreilig in Las Vegas zusammengefügtes Paar die Story real beleben. Das Trio liefert die Sache gut gelaunt und rund ab, das Publikum kichert fröhlich. Insgesamt (die Darsteller inszenierten sich selbst, eine große Leistung) eine runde Sache, die in Stil und Stoff die Erwartungen voll erfüllt: Ein Jux! Riesenbeifall.