Gießener Allgemeine Zeitung vom 21. Januar 2008
Shakespeare-Stück mit plastischen Bildern und Effekten; "White Horse Theatre" präsentiert im Margarete-Bieber-Saal "Macbeth"
GIESSEN (vh). Gasmaske und Patronengurt, palästinensisches Halstuch und Guerillalook, irische Flötentöne und Pistolenschüsse: beim Gastspiel des "White Horse Theatre" im Margarete-Bieber-Saal, vorläufiges Domizil des Gießener Kellertheaters, wird soeben der - in er Tat erfolgreiche - Versuch unternommen, den Shakespeare-Klassiker "Macbeth" sehr wirkmächtig zu inszenieren.
Pauline Steward und Michael Dray haben für das junge Ensemble facettenreiche Regiearbeit geleistet. Kein Wunder, das Zielpublikum des in Deutschland ansässigen englischsprachigen Tourneetheaters rekrutiert sich aus Schülern der Mittel- und Oberstufe.
Verkürzt gegenüber dem Original ist die Schulfassung zwar, aber sie arbeitet mit dem alten Sprachduktus, der sich gleich zu Beginn im mystischen Entree der drei Hexen äußert: "When shall we three meet again? In thunder, lightning, or in rain?" Eben darin liegt das Besondere und Faszinierende dieser Bühnenfassung für jüngeres Publikum. Geboten wird nämlich keine postmoderne Neuinszenierung, sondern Tradition mit plastischen Bildern und Effekten. Bescheidenheit kann dennoch wohltuende Wirkung verbreiten, oder gerade eben deswegen: Wo kein Raum für ein großartiges Bühnenbild zur Verfügung steht, fokussieren die Schauspieler eben alle Aufmerksamkeit auf Text und Darstellung.
Außer Glenn Phillips in der Hauptrolle des Feldherrn Macbeth übernimmt das restliche Ensemble Mehrfachbesetzungen. Kingsley Glover als Banquo, Duncan, Macduff und "Hexe" ist der Impulsivste von allen, strahlt eminente Energie aus. Becky Pennick als Lady Macbeth, Messenger und Hexe spielt mit unterkühlter Leidenschaft. Samantha Penn in den Rollen als Malcolm, Hexe, Murderer und Messenger bringt abgeklärte Sachlichkeit ins Spiel.
Für das Publikum ergeben sich allerhand Überraschungen. Ohne Hektik folgen die Verwandlungen und Einzelszenen aufeinander. Die düstere Thematik erfährt optische Anspielungen durch die recht abgewetzte paramilitärische Kostümierung, die Waffenpräsenz und das erdfarben-düstere Bühnenbild.
Termine am 24., 25. und 26. Januar, jeweils 19.30 Uhr im Margarete-Bieber-Saal.