Gießener Allgemeine Zeitung vom 20. Dezember 2007
Künstlerisches Erbe als großer Ansporn
"The Keller Theatre" zeigt noch zweimal "Educating Rita" von Willy Russell im Margarete-Bieber-Saal
GIESSEN (vh). "Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer", lautet ein Songtitel von Xavier Naidoo. Im bedeutungsschwangeren Transfer auf das frühere amerikanische Kellertheatre, jetzt "The Keller Theatre - Gießen's English Language Theatre" angewendet, fällt der Stichtag auf jenen 11. September 2001. Seitdem wucherten die Sicherheitsbestimmungen am alten Theaterstandort in der Rödgener Straße, kam der erzwungene Umzug in die "JuKS"-Theaterwerkstatt, die es nicht mehr gibt, alsdann ein neues Übergangsquartier im Margarete-Bieber-Saal (Ludwigstraße 34).
Diesen Oktober verstarb der Spiritus Rector des englischsprachigen Theaters in Gießen, Intendant, Regisseur und Schauspieler David McGown Turner, dessen Name heute postum als Synonym für diese Institution gilt. Nach dem 100-jährigen Jubiläum des Stadttheaters 2007 erreicht das 1958 gegründete Kellertheatre im kommenden Jahr immerhin ein halbes Jahrhundert Bestand. Einzigartig für Deutschland.
Unter diesen Umständen das künstlerische Erbe Turners fortzusetzen, ist Ansporn und Verpflichtung zugleich für Norfried Stumpf, Chairman des Fördervereins "Friends of the Keller Theatre" und sein Team. Die aktuelle Theaterproduktion, "Educating Rita", Komödie von Autor Willy Russell in der Machart des Schauspiels "Pygmalion" (Shaw), verweist zweifach auf Turner. Es war nämlich dessen Idee, die Theatersaison 2007/2008 mit "Educating Rita" zu eröffnen. Genau dieses Bühnenwerk wurde im November 1999 in der Rödgener Straße mit Turner in der männlichen Hauptrolle gespielt.
Seine damalige Partnerin ("Educating Rita" ist ein Zwei-Personen-Stück) Gaby Hopfenmüller übernimmt den Part auch aktuell. In die Rolle des Professors Frank schlüpft Martin P. Koob. "Educating Rita" 2007 wurde dem Andenken David Turners gewidmet. Hopfenmüller agiert wie beseelt, derweil sich Koobs Temperament meistens kollegiale Dämpfer abholt, die auch dem Konto seiner auf Zerstreutheit und Unzufriedenheit mit sich selbst gerichteten Rolle gutzuschreiben sind.
Hopfenmüller wirkt ungeheuer agil und selbstbewusst. Ihr gelingt es scheinbar mühelos, die Intention Russells, dem festgefahrenen Lebensrhythmus von Frauen mittleren Alters einen Ausbruchsversuch anzudienen, darzustellen. Genau genommen müsste der Titel des Stücks eigentlich lauten "Educationg Frank". David Turner wäre gewiss zufrieden.
Letzte Termine von "Educating Rita": 21. und 22. Dezember, jeweils 19.30 Uhr.