Gießener Allgemeine vom 12. März 2010

Kellertheatre: Drama »Proof« im Mathematikum

Das Kellertheatre zeigt das Drama »Proof« des zeitgenössischen US-amerikanischen Bühnenautors David Auburn (geboren 1970 in Chicago) im Mathematikum.

proof_GAZ Wenn man vorübergehend keine ständige Bühne mehr besitzt wie das Kellertheatre und sich woanders einmieten muss (Kleine Bühne und Margarete-Bieber-Saal), liegt der Gedanke nahe, hin und wieder auch auf Tour zu gehen. Vorläufig im Stadtgebiet und in der Zukunft vielleicht darüber hinaus.
Konzeptionell richtet sich der auszuguckende Spielort nach dem Inhalt eines Theaterstücks. Erstmals wird jetzt das Experiment mit dem Drama »Proof« des zeitgenössischen US-amerikanischen Bühnenautors David Auburn (geboren 1970 in Chicago), einem Dauergast des Kellertheatre, gestartet.
Zur Premiere fand sich das Publikum am Donnerstag im Veranstaltungsraum des Mathematikums ein. Jede Menge Ausrüstungsgegenstände für Ton- und Lichttechnik hatten Michael Hecke nebst Helfern zum Mitmachmuseum gekarrt. Die Mühe sollte sich lohnen, jedenfalls funktionierte das Material am ungewohnten Ort. Vier Darsteller auf der leicht erhöhten Bühnenfläche: Gießens »Altmeister« unter den ehrenamtlichen Schauspielern, Peter Merck, in glänzender Form, Jessica Schulze-Bentrop als seine Tochter Claire und die Debütanten im Kellertheatre, Natascha Barrett (seine Tochter Catherine) und Niclas Plaputta als Doktorand Hal. Regie führte Martin P. Koob.
Die Hauptfigur des Stücks, Robert, ist ein brillianter Mathematiker, der seit einigen Jahren an einer mysteriösen Geisteskrankheit leidet und im Verlauf der Vorgänge verstirbt. Die von Auburn bevorzugte Arbeitsweise der Verknüpfung von Echtzeit am Beginn und nachfolgendem Rückblick ist immer noch gewöhnungsbedürftig, da es keine stringente Handlung gibt.
»Proof« kam 2005 in die Kinos und wurde bei der Premiere auf den Filmfestspielen von Venedig für den Goldenen Löwen als bester Film nominiert. Die Dreharbeiten fanden in der Umgebung des Hyde Parks im Süden Chicagos statt, wo Auburn auch sein Drama angesiedelt hat. Die Handlung ist sehr komplex und etwas monologlastig. Darin darf man Peter Merck bewundern, aber die Interaktion leidet.
Der deutsche Filmtitel »Der Beweis« spielt auf zwei Mutmaßungen an, die im Verlauf ausgebreitet werden. Ist der Professor in seinen letzten Lebensjahren wirklich noch genial oder nur noch verwirrt, stammt ein aufgefundenes Notizbuch aus der Feder seiner Tochter Catherine?
Barrett und Schulze-Bentrop verleihen dem Geschwisterpaar ungleiche Züge, Plaputta bleibt hinter der akademischen Fassade. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert.
Weitere Termine: am heutigen Samstag sowie 18., 19. und 20. März jeweils um19.30 Uhr. vh